Reifen für Bau / Erdbewegung / Industrie – eine Übersicht


An dieser Stelle möchten wir Ihnen einen Überblick zum Thema Industrie und EM Reifen geben. Industrie und Bau sind Wirtschaftssektoren, die sich in sehr viele Unterbereiche differenzieren. Diese beinhalten beispielsweise die Förderung, Weiterverarbeitung und den Transport von Rohstoffen (in Sandgruben, Steinbrüchen, Minen), die Errichtung von Gebäuden oder Infrastruktur (Tief- und Hochbau, Straßenbau), die Einrichtung von Flächen (Garten- und Landschaftsbau), die Bewegung von Waren in Häfen oder in Lägern (Schüttgut-, Containertransport, Stückgut) und vieles mehr – wir möchten an dieser Stelle keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.
 
In den unzähligen Gewerben, die diesem Wirtschaftssektor zugeordnet werden können, sind die unterschiedlichsten Maschinen im Einsatz. Die meisten davon sind hoch spezialisiert und häufig sind sie sehr groß und schwer. Sie müssen und können daher auch nicht oder kaum die Strecken zu ihrem Einsatzort auf eigener Achse zurücklegen, sondern ihr Einsatz findet eher ortsgebunden statt. Wir behandeln hier also ein Feld des Nutzfahrzeugreifensegments, das kaum verschiedenartigere Produkte beinhalten könnte: das Spektrum reicht vom kleinen 8 Zoll Staplerreifen bis zu tonnenschweren EM Reifen – tatsächlich handelt es sich beim größten Reifen der Welt um einen EM Reifen, der über 5 Tonnen wiegt und so viel kostet wie ein PKW der Mittelklasse.

Dennoch gibt es in diesem Maschinensegment immer wieder auch Überschneidungen, vor allem mit dem Agrarbereich: viele Maschinen der Bau- und Landwirtschaft sind sich ähnlich oder werden in beiden Bereichen eingesetzt. Ein Beispiel dafür sind Muldenkipper(anhänger), mit denen in Lohnbetrieben saisonabhängig mal die Ernte von landwirtschaftlichen Flächen abgefahren und dann wieder Schüttgüter im Baustellenbetrieb bewegt werden. Zudem hat einerseits die Landwirtschaft den Nutzen von Baufahrzeugen wie kleinen Ladern für ihre Anforderungen erkannt, andererseits sind landwirtschaftliche Maschinen häufig so flexibel einsetz- oder ausrüstbar, dass sie auch ihren Nutzen in der Bauwirtschaft haben können.
 
Baumaschinen-, EM- und Industriereifen gehören sicherlich zu den Reifen, an welche die höchsten Anforderungen gestellt werden: das bezieht sich einerseits auf die sehr hohen Gewichtsbelastungen denen sie ausgesetzt werden und andererseits auf die Untergründe, die stark abrasiv, felsig, rutschig, schlammig, voller scharfkantiger Metallteile oder kurz: häufig sehr anspruchsvoll sind. Um hier Leistung zu bringen, müssen die Reifen hohe Tragfähigkeiten (bei meist niedrigen Geschwindigkeiten) besitzen, sie müssen durch hohen grip die nötige Traktion erzeugen, sie dürfen sich auch im Langzeitbetrieb nicht durch die entstehende Hitze beeindrucken lassen und die anspruchsvollen Untergründe sollten ihnen ebenfalls möglichst wenig anhaben, im Sinne größtmöglicher Betriebssicherheit und Lebensdauer.

Denn wie praktisch überall im Nutzfahrzeugbereich gilt auch, bzw. besonders für Industrie-/EM Reifen, dass sie möglichst problemlos funktionieren müssen, um Ausfallzeiten und Werkstattaufenthalte zu minimieren – weil die Maschinen oft nur mit großem Aufwand zu einer Werkstatt gebracht werden können, finden Reifenwechsel oder -reparaturen häufig direkt am Einsatzort statt. Die Reifen sollen sicher sein, dem Maschinenführer einen hohen Fahrkomfort bieten und sie sollen zur Minimierung der Wartungs- und Betriebskosten der Maschine beitragen, beispielsweise durch Optimierung des Dieselverbrauchs, wenn die Maschinen doch mal „Strecke machen“. Angesichts unterschiedlicher Einsatzzwecke der Fahrzeuge gibt es -wie in jedem Marktsegment- auch bei Ind.-/EM Reifen unterschiedliche Preisklassen – so besteht die Möglichkeit, für jede Maschine, jeden Einsatzzweck und jeden Anspruch die richtigen Reifen zu finden.  

Reifen können grundlegend in zwei Bauarten unterteilt werden – radial und diagonal. Beide sind im Bereich Industrie und Erdbewegung gebräuchlich, je nach Fahrzeug, bzw. Einsatzzweck. Radialreifen weisen quer zur Fahrtrichtung verlaufende Lagen plus zusätzliche Gürtellagen im Laufflächenbereich auf, während die Karkasslagen bei Digaonalreifen diagonal über die Lauffläche bis in die Wulst verlaufen. Radialreifen bieten u.a. einen höheren Fahrkomfort, mehr Traktion, bessere Unempfindlicheit gegen Hitze und sie sind unempfindlicher gegenüber Beschädigungen der Lauffläche. Diagonalreifen sind im Flankenbereich widerstandsfähiger und die in sich höhere Steifigkeit der Reifen führt zu weniger Eigenbewegungen der Maschine.
Nachfolgend möchten wir Ihnen einen Überblick über die bei ML Reifen erhältlichen Industrie- und EM Reifen der Marken Leao und Ascenso bieten, sortiert nach Fahrzeugart.

Grader


Leao radial: LB01N
Ascenso diagonal: TGB610, MIB405
Ein grader oder auch Planierer, Erdhobel, bzw. Straßenhobel wird zum Herstellen ebener Flächen in der Bauwirtschaft eingesetzt. Er besitzt meist 6 Räder, die eine gute Laufruhe, geringe Bodenverdichtung und dennoch gute Traktion besitzen müssen.

Walzen


Ascenso diagonal: PCB360
Walzen werden zum Verdichten von Oberflächen vor allem im Wegebau eingesetzt. Als Walzenzug besitzen sie vorne breite, metallische Trommeln, die in Vibration versetzt werden und so die Verdichtung des Untergrundes bewirken. Hinten sorgen die angetriebenen Luftreifen für Vortrieb. Diese Reifen müssen eine hohe Stabilität und Traktion besitzen und sind daher meist in diagonaler Bauart mit starken, rautenförmigen Profilstollen (auch bekannt als „Golfprofil“) ausgeführt.
 
Bei Gummiradwalzen kommen hinten und vorne unprofilierte Gummiräder zum Einsatz, hier erfolgt die Verdichtung vor allem durch das Gewicht und die Bewegung der Maschine auf dem Untergrund.

Containerstapler


Ascenso diagonal: PEB720
Diese großen Stapler sind überall dort im Einsatz, wo Container umgeschlagen werden – hauptsächlich in Häfen.
Für das handling der großen und bis zu 30,5 Tonnen schweren Container benötigen diese Maschinen Reifen mit sehr hohen Tragfähigkeiten, ruhigem Lauf, stabilem Stand und schnittresistenter Gummimischung. Für eine möglichst hohe Langlebigkeit sorgen besonders verschleißfeste, tiefe Profile.

Mobilkrane


Leao radial: LM11N
Mobilkrane oder Autokrane sind –(L)LKW mit entsprechenden Aufbauten außen vor gelassen- eine Fahrzeugart mit hohem Eigengewicht, das ggf. durch das Mitführen des für den Kranbetrieb nötigen Ballasts noch erhöht wird. Im Gegensatz zu Kranen, die fest auf der Baustelle errichtet werden, fährt der Mobilkran auf eigener Achse zu seinen Einsatzorten – dies vergleichsweise weit und teils mit Autobahngeschwindigkeiten. Diese Einsätze sind sehr vielfältig: Baustellen im Brücken- oder Hochbau, Arbeiten an Windkraftanlagen oder Bergungsarbeiten z.B. im Straßenverkehr. Um am Kranplatz nicht am Untergrund zu scheitern, besitzen Mobilkran Reifen eine Profilierung, die eine gute Traktion erlaubt und Fahrzeuge mit Allradantrieben und sperrbaren Achsen zu AT-Kranen (all terrain-Kranen) qualifiziert. Zudem sind für eine hohe Wendigkeit und einfaches Rangieren auf engen Plätzen meist alle Achsen des Krans lenkbar, auch das müssen die Reifen wegstecken. Angesichts hoher Anschaffungs- und Einsatzkosten dieser Fahrzeugart wird von Kranreifen vor allem eine große Ausfallsicherheit gefordert – durch die langen, vergleichsweise schnell gefahrenen Strecken bei hohen Fahrzeuggewichten spielt die Temperatur der Reifen dabei eine besondere Rolle. 

Baggerlader


Leao radial: RL400, LR451, LR861
Ascenso diagonal: BHB310, BHB311, BHB312, BHB313, BOSS
Diese Fahrzeugart ist ursprünglich aus Traktoren mit Frontladern hervor gegangen und besitzt immer noch Ähnlichkeiten mit diesen. Der Baggerlader vereint -wie der Name schon sagt- kompakte Radlader und Bagger, durch eine vorne angebrachte Schaufel und einen hinten angebrachten Baggerarm. Die Maschinen besitzen Allradantrieb und entsprechend wird von den Reifen eine hohe Traktion erwartet. Oft werden diagonale Reifen verwendet, wegen der höheren Stabilität der Reifenflanken – hierin besteht auch der Hauptunterschied zur Bereifung von Agrarschleppern, mit denen es gewisse Überschneidungen bei den verwendeten Reifendimensionen gibt. Vorteil der Radialreifen ist ein höherer Fahrkomfort und tendenziell bessere Traktion und Haltbarkeit, wenn längere Strecken gefahren werden sollen.

Kompaktlader - skid loader


Ascenso diagonal: SSB330, SSB331, SSB332
Hierbei handelt es sich um kleine Radlader für den Einsatz auf engen Baustellen oder im GaLa-Bau. Bei skid loadern sind die Achsen ungefedert und die Räder ungelenkt – Richtungswechsel sind auf engstem Raum („auf der Stelle“) durch Drehzahlunterschiede zwischen den Rädern auf der linken und rechten Fahrzeugseite möglich. Vor allem auf harten Untergründen müssen die Reifen daher sehr abrieb- und schnittfest sein. Sie müssen hohe Tragfähigkeiten und Profile mit hoher Traktion besitzen.

Lader - Telelader, Radlader


Leao radial: LR400, LR451
Ascenso diagonal: THB230, MIB405
Ascenso radial: THR220
Dies sind kleine bis mittelgroße Radlader mit einem vielseitigen Einsatzzweck in Bau und Industrie. Sie bewegen, heben, verteilen und stapeln Material in Lägern oder auf Baustellen. Für Lader gibt es Bereifungen in diagonaler und radialer Bauweise und diversen Größen und Profilausführungen. Eine Gemeinsamkeit besteht jedoch im Einsatzprofil: es müssen schwere Lasten vor allem im Stand oder bei langsamen Geschwindigkeiten bewegt werden, weshalb sich die entsprechenden Reifen häufig durch sehr hohe Tragfähigkeiten bei niedrigen Geschwindigkeiten auszeichnen. Die Untergründe, auf denen sie zum Einsatz kommen, können hart und somit sehr abrasiv oder auch eher weich und unwegsam sein. Diesem Umstand tragen die Reifenhersteller durch besonders widerstandsfähige Gummimischungen, Stahlgürtel und im Hinblick auf gute Traktion gestaltete Profile Rechnung.

Radbagger


Ascenso diagonal: EXB380, EXB386
Security diagonal: L-2G (extra breit)
Radbagger sind universell einsetzbare Erdbewegungsmaschinen, die auf 4 oder 8 Rädern stehen - im Gegensatz zu solchen mit Gummilaufbändern oder Stahlketten. Auf Radbaggern sind Reifen diagonaler und radialer Bauart gebräuchlich, erstere sind meist als Set inkl. passendem Schlauch und Wulstband erhältlich. Bei Baggern mit 8 Rädern sind diese jeweils als Zwillinge montiert und meist durch eine besondere Bauart der Reifenflanken oder durch Zwischenringe mittig gegen das Eindringen von Steinen abgedichtet. Oder man verwendet 4 Räder als single Bereifungen in extra breiten Ausführungen, übernommen aus dem landwirtschaftlichen Bereich (Flotationreifen). Radbagger fahren meist in vergleichsweise leichtem Gelände oder auf Asphalt. Bei der Arbeit mit dem beweglichen Baggerarm und dem drehbaren Oberwagen ist ein fester Stand der Maschine gefragt, beim Umsetzen des Baggers oder den Fahrten zum Einsatzort soll der Reifen ruhig und komfortabel auf der Straße laufen und in der Baustelle auf losem Untergrund die nötige Traktion bieten. Wenn die Arbeit erledigt ist, sind gute Selbstreinigungseigenschaften des Reifenprofils wünschenswert.

Radlader

 

Leao radial: LB01N, LB06S, LB02SD, LB03SD, LB02S, LB03S, LMS401
Ascenso diagonal: WLB550, MIB405
Diese Übersicht bezieht sich auf mittelgroße bis große Radlader. Diese Fahrzeuge fahren eher langsam, bewegen dabei aber sehr schwere Lasten und das oft in schwierigem bis extremem Gelände, z.B. auf felsigen Untergründen in Steinbrüchen. Dabei kommt es auf die maximale Widerstandsfähigkeit der Bereifung an. Der Radlader nimmt an einer Stelle Material mit seiner Schaufel auf, bewegt es über eine mehr oder weniger kurze Distanz und lädt es dann auf ein anderes Fahrzeug oder in Anlagen, die es weiterverarbeiten. Wichtig ist bei der Arbeit mit der Schaufel eine möglichst geringe Eigenbewegung des Radladers, gute Traktion, hoher Fahrkomfort sowie Ausfallsicherheit und Langlebigkeit der meist sehr teuren Reifen, die häufig am Einsatzort der Maschine gewechselt werden.

Große EM Reifen sind mit speziellen Kennungen versehen, die Auskunft über Eigenschaften der Reifen geben und so deren Auswahl erleichtern sollen. Im Folgenden möchten wir Ihnen diese Kennzeichnungen kurz erläutern:
TRA (Tyre and Rim Association) Code des Reifentyps, dargestellt durch einen Buchstaben (C, E, L, G) und eine Zahl zwischen 1 und 5
Der Buchstabe steht dabei für die Fahrzeugart, für die der Reifen empfohlen ist:
C = compactor oder Walzen
E = earthmover, also Radlader, Dumper, Muldenkipper, Schürfwagen (scraper)
L = loader, das fasst Radlader und dozer zusammen
G = grader (Erd- oder Straßenhobel)
Wobei der Einsatz eines EM Reifens nicht auf nur eines dieser Fahrzeuge beschränkt sein muss. Daher gibt es auch Mischkennungen wie z.B. E3/L3.
Die Ziffer gibt die Profiltiefe wie folgt an: E2/E3 = 100% Profiltiefe, E4 = 150%, L5 = 250%
Ggf. werden die Angaben noch ergänzt durch einen weiteren Buchstaben, der Auskunft über die Profilbeschaffenheit gibt (T = traction, R = rock, S = smooth) und es findet sich bei EM Reifen noch ein star-rating, also die Darstellungen von Sternen, deren Anzahl Rückschlüsse auf die Tragfähigkeit des Reifens zulässt.
Aus diesen Angaben lassen sich die Verwendungszwecke von EM Reifen erkennen. Grob gesagt: je tiefer das Profil, desto anspruchsvoller kann der Untergrund sein, mit dem der Reifen fertig wird. Hohe Profiltiefen und lange Transportwege schließen sich dabei aus, weil das hohe Profil die effiziente Wärmeabfuhr erschwert, bzw. die Wärmeentwicklung begünstigt.

Um auf den Radlader zurück zu kommen: hierfür wird man Reifen mit einer E3/L3 Kennung wählen, wenn das Fahrzeug beispielsweise in einer Baustelle längere Wege zurücklegen muss, oder eine L5 Kennung, wenn der Radlader z.B. in einem Steinbruch auf felsigem Untergrund oder einem Recyclingbetrieb arbeitet, wo die Gefahr besteht, dass er sich große Metallteile in den Reifen einfährt. Im Steinbruch wird er ein „rock“ Profil benötigen und auf dem abrasiven, aber glatten und mit für den Reifen gefährlichen Fremdkörpern gespickten Untergrund eines Recyclingbetriebs kann ein slick / „smooth“ Profil die bessere Wahl sein.

Muldenkipper, Knickgelenkdumper


Leao radial: LB01N, LB06S, LB02SD, LB03SD, LB02S, LB03S, LMS401
Muldenkipper und Knickgelenkdumper kommen überall dort zum Einsatz, wo Schüttbares Material in großer Menge vom Gewinnungs- zum Weiterverarbeitungsort transportiert werden muss – auf Großbaustellen, in Steinbrüchen, Minen und Bergwerken. Sie gehören zu den größten bereiften Landfahrzeugen und besitzen daher auch die größten und teuersten Reifen überhaupt. An diese Reifen werden extreme Anforderungen in punkto Tragfähigkeit, Temperaturbeständigkeit, Langlebigkeit, Schnittresistenz und Ausfallsicherheit gestellt, da ein Ausfall der Fahrzeuge hohe Kosten mit sich bringt. Daher greift man für diese Fahrzeuge meist auf Reifen radialer Bauweise zurück.

Es sind noch Fragen offen?

Bei Fragen zum Thema Bau- / EM- / Industrie Bereifung wenden Sie sich gerne an Ihre Fachberater von ML Reifen, damit wir auch für Ihren Bedarf den richtigen Reifen finden.